Chlamydien sind nicht kuschelig

Prävention zum Thema "sexuell übertragbare Krankheiten und sexuelle Gesundheit"

Christoph Wilhelm Hufeland formulierte die Weisheit „Vorbeugen ist besser als Heilen“. Ein Satz, der zutreffender für die Bedeutung der Prävention von sexuell übertragbaren Krankheiten nicht sein könnte. Auch heute noch kommt sexuell übertragbaren Erkrankungen und so auch der Übertragung des HI-Virus, eine nicht unerhebliche Bedeutung zu. Nur wer entsprechend informiert ist über diese Erkrankungen, ihre Ansteckungswege und über Möglichkeiten sich zu schützen, kann verantwortungsvoll mit der eigenen Sexualität umgehen. Umgang mit der eigenen Sexualität wiederum ist eine Thematik, die für unsere Schüler*innen in der Pubertät an Bedeutung gewinnt. Daher sieht das Präventionskonzept der Schule Kloster Barthe für den 8. Jahrgang die Beschäftigung mit der Thematik „Sexuell übertragbare Krankheiten und sexuelle Gesundheit“, ergänzend zum Biologieunterricht, vor. Besonders wertvoll und wichtig ist es, wenn sich für diese Arbeit Referent*innen gewinnen lassen, die auf interessante Weise ihre Fachkenntnisse an die Schüler*innen weitergeben.

Prventionsarbeit

Wir konnten dazu Jan Meggers und Rabea Kruse von der Aids-Hilfe Wilhelmshaven sowie die Leeraner Gynäkologin Frau Dr. Susann Berzau gewinnen, die für uns diesen, aus zwei Teilen bestehenden, Präventionsblock durchführten. Zunächst lernten die Schüler*innen in einer zweistündigen Einheit im Klassenverband die verschiedenen Geschlechtskrankheiten kennen. Und dies ist sogar durchaus wörtlich zu nehmen, denn die beiden Referenten hatten alle Erreger tatsächlich im Gepäck. Nach einem kurzen Einstiegsquiz, stellten sich die Erreger nach und nach in Form ihrer plüschigen Vertreter aus der „Drew Oliver Giant Microbes“ - Reihe vor. Und schnell wurde klar, dass Chlamydien und Co. als fellige Vertreter zwar ganz witzig und niedlich aussehen, allerdings mit ihnen nicht zu spaßen ist. Die Schüler*innen erarbeiteten kleine Interviews mit den Erregern, die dann im Plenum vorgestellt wurden. Im Rahmen dieser Interviews wurden dann jeweils Übertragungswege, Symptome und Langzeitfolgen sowie Schutzmöglichkeiten herausgestellt.

Im zweiten Block dieser Präventionsmaßnahme wurde dann geschlechtsspezifisch und zum Teil klassenübergreifend gearbeitet:
So besuchten die Mädchen des Jahrgangs am 02.03.2022 die Frauenarztpraxis von Frau Dr. Susanne Berzau in Leer. In Kleingruppen, nach Klassen sortiert, um die Intimsphäre zu wahren, wurden die Mädchen zunächst über Verhütungsmethoden informiert. Dabei zeigte Frau Berzau den Mädchen die einzelnen Verhütungsmittel, Fragen konnten gestellt werden und Mythen wie z.B., dass man von der Pille dick werde, wurden aufgeklärt. Natürlich ging es auch hier nicht nur um die Verhütung vor einer ungewollten Schwangerschaft, sondern auch um den Schutz vor Infektionskrankheiten, wie u.a. die oben genannten Chlamydien. Besondere Betonung erhielt hier der Hinweis auf die Notwendigkeit der HPV Impfung, die vor Gebärmutterhalskrebs schützen kann und im Alter ab 10 Jahren erfolgen kann.
Nachdem die Mädels nun theoretisch „gefüttert“ waren, ging es in das Behandlungszimmer. Dort zeigte und erklärte Frau Berzau die Arbeitsweise eines*r Gynäkologe*in. Sie erklärte, wie die Untersuchung abläuft, welche Instrumente genutzt werden und was untersucht wird. Sehr offen zeigte sich Frau Berzau, als ein paar Mädchen fragten, ob sie den Stuhl einmal austesten dürften. Angezogen natürlich. Klar durften sie das. In diesem Moment gab es nicht nur viel Spaß und viel Lachen, es war der wahrscheinlich beste Moment des Tages und das Ziel des Ausflugs geglückt: aufzuklären und vor allem Unsicherheiten zu nehmen.
Ganz lieben Dank an Frau Dr. Susanne Berzau und ihr Praxisteam.
Derweil blieben die Jungen in der Schule, um in 3 Gruppen aufgeteilt mit Jan und Rabea nochmals die Fakten zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten zu wiederholen, was reibungslos und zügig klappte, dank des kurzweiligen ersten Arbeitsblocks 14 Tage zuvor.
Der Schwerpunkt des Tages lag bei den Jungen auf dem Umgang mit dem Kondom, das neben seiner Bedeutung bei der Verhütung, das einzige Mittel zur Verhinderung bzw. Minderung der Übertragung von Geschlechtskrankheiten darstellt.
Neben der Betrachtung der Vorteile, der Entwicklung des Kondoms, der richtigen Anwendung und vor allem der Frage nach der richtigen Größe wurde „praktisch“ gearbeitet: die korrekte Anwendung wurde an Holzmodellen geübt, die Vorteile der optimalen Passform erfahren und mit viel Eifer und Schmunzeln ausprobiert. Zum Schluss gab es 3 Kondome in verschiedenen Größen zum Testen und ein „Kondometer“ zur Ermittlung der richtigen Größe, für zu Hause.
Ein abschließendes Quiz führte dann auch mal zu einer offenen Diskussion über sexuelle Diversität und hat damit eine Überleitung direkt zum nächsten Baustein ermöglicht, den das Projekt „Schlau Ostfriesland“ in Jahrgang 9 übernehmen wird.

Jessica Eichmann, Janina Bautor, Michael Bautor